"Bei Karl Heinz Mai wird jedes Foto Dokument jener Zeit, sei es Porträt, Landschaft oder Stilleben. Bestechend durch ihre formale Konzentration und genaue Wirklichkeitsbeobachtung haben die Bilder eine suggestive Ausstrahlungskraft, die vergleichbar mit großen Vorbildern der Fotografie, wie Sander oder Ballhause, sind".
Christine Rink, 1985
Ausstellungseröffnung "Karl Heinz Mai - Die frühen Jahre" in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, 1985
Die Kraft der Mai´ schen Fotos liegt in ihrer ungekünstelten, zupackenden Direktheit. Sachliche Dokumentation und Authentizität sind allgegenwärtige Absicht. Unbeabsichtigt ist ein Effekt, der sich aus der speziellen Fotografiersituation ergibt: Da er an den Rollstuhl gebunden war, weisen alle Fotos eine leichte Untersicht auf. Damit erreicht er eine "zufällige Heroisierung", die unaufdringlich das Gefühl für die Besonderheit der Situation verstärkt.
Peter Guth, 1985
Guth, P. (1985, 25. April). Einer neuen Zeit Beginn. Sächsisches Tageblatt, S. 7.
"Karl Heinz Mai - Die frühen Jahre" in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, 1985
"Die Bilder beweisen, daß auch ein ungeschulter Amateur mit einer billigen Kamera fotografische Werke von großer menschlicher Aussagekraft und hohem dokumentarischen Wert schaffen kann. Es kommt nicht auf den Apparat an, sondern auf den Kopf, der dahinter steckt."
Diethard Kerbs, 1986
Kerbs, Diethard. Anfangsjahre. Leipzig 1945 bis 1950. Fototaschenbuch Nr. 7, Dirk Nishen Verlag in Kreuzberg, Berlin, 1986
"Der Fotograf im Rollstuhl"
Ohne Zweifel war Karl Heinz Mai ein auch bildnerisch äußerst begabter Fotograf, der – zeitlebens unerkannt im Schatten einer aufgezwungenen Privatheit – mit enormer Willenskraft ein Lebenswerk geschaffen hat, das den Horizont persönlicher Lebensbewältigung weit überschreitet.“
Wolfgang Kil, 1989
Sie (die Fotos) weisen den Chronisten Mai als präzisen Beobachter aus, dessen Bilder in ihrer schnörkellosen, direkt-konzentrierten und exakten Aussage stark emotional berühren.
Sich selbst hat Karl Heinz Mai mit den Fotos ein Denkmal gesetzt - vergleichbar etwa mit den großen Vorbildern Ballhause und Sander oder - vielleicht auf Halle bezogen - wie Ziegler und Danz.
Bernd Heinrich, 1989
Heinrich, B. (1989, 07. April). Bilder vom Beginnen. Liberaldemokratische Zeitung Halle, S. 6.
Seine Fotos machen die Not, den Alltag kenntlich, auch die Kunst des Überlebens sowie jene abenteuerliche Mischung aus Verzweiflung, Trauer und trotzigem Humor. Jenseits der historischen Dokumentation, der illustrierbaren Stadtgeschichte, sind die Aufnahmen von jener unverwechselbaren Poesie, die zum Ausdruck großer Fotografen gehört. Die Porträts der Niederlage sind wie in der flämischen Malerei in den Raum einer Landschaft gestellt, die voller Andeutungen ist und die auch die Andeutung von Veränderung, von Überleben und Überwinden zeigt. Man kann diese überraschende Sammlung von Fotografien gewiss eine Sensation nennen.
Fritz Rudolf Fries, 1990
Text im Buch "Portrait eine Zeit", Fritz Rudolf Fries / Karl Heinz Mai, Mitteldeutscher Verlag Leipzig / Halle, 1990
In eindrucksvoller Weise beleuchtet die Arbeit Ihres Vaters einen wichtigen Abschnitt der deutschen Geschichte.
Volker Thiel, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 1993
“Ein Bild von der Sinnlosigkeit des Krieges” wollte er mit der fotografischen Dokumentation des Trümmer- und Nachkriegsalltags machen - die durch die Fesselung an den Rollstuhl bedingte Untersicht seiner Aufnahmen ließ das persönliche Schicksal mit den Motiven der Bilder verschmelzen.
Christoph Kühn, 1998
Text zur Ausstellung , PRO Leipzig: “Opfer für ein modernes Stadtbild - Die 60er Jahre in Leipzig
Neben reinen Architekturaufnahmen hat Karl Heinz Mai ein besonderes Gespür für die Menschen seiner Zeit entwickelt und beeindruckende Charaktere im Bild festgehalten. Seine Aufnahmen sind für eine anschauliche Darstellung der Umbruchperiode nach dem Zweiten Weltkrieg für das Museum unverzichtbar. Eine ständige Erinnerung an den Pionier der sozialgeschichtlichen Fotografie seiner Zeit wäre wünschenswert.
Dr. Volker Rodekamp
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, 2001, (Auszug)
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass das fotografische Erbe von Karl Heinz Mai zu einem der bemerkenswertesten Bildzeugnisse deutscher Nachkriegswirklichkeit zählt. Es ist Bestandteil der Geschichte der deutschen Fotografie.
Dr. Thomas Nabert
Pro Leipzig e.V., Leipzig, 2001, (Auszug)
Die Bilder von Karl Heinz Mai gehören für mich zu den wichtigen photographischen Leistungen der unmittelbaren Nachkriegszeit. Während andere bedeutende deutsche Photographen die Kriegszerstörungen photographierten, wandte sich Karl Heinz Mai ganz dem Leben und dem Wiederaufbau zu. Mit seiner außergewöhnlichen Beobachtungsgabe gelingen ihm wesentliche Aussagen über das Lebensgefühl in dieser Zeit. Seine Ausdruckskraft stützt sich vor allem auf die sensible Wahrnehmung von Körperhaltungen und Physiognomien. So sind seine Photographien weit mehr als Alltagsdokumente von einem Leben in einer außergewöhnlichen Zeit. Vielmehr sind es Bilder, die einprägsam und intensiv von Grenzerfahrungen ganz normaler Menschen berichten.
Ulrich Domröse
Berlinische Galerie, 2002, (Auszug)
"Ein Glück für Leipzig und unser Land, dass uns Karl Heinz Mai diese Fotos hinterlassen hat."
Bernd-Lutz Lange
Aus dem Vorwort des Bildbandes "Reporter des Alltags", Pro Leipzig, 2007
Erst in den Kennkartenfotos von Karl Heinz Mai haben wir Gelegenheit, in die Gesichter von Individuen zu blicken, die den Krieg überlebt haben (Abb. , S. 63). Obwohl diese Fotoporträts keine Gefühlsregung zeigen, ermutigen sie uns - anders als August Sanders Weimarer Typisierungen - zu entdecken, was unter der fotografischen Oberfläche liegt - das durchdringende Element, das Roland Barthes punctum genannt hat. (S. 62-63)
Eckmann, S. (2009). Brüche und Kontinuitäten. Moderne deutsche Kunst zwischen "Drittem Reich" und Kaltem Krieg. In S. Barron, & S. Eckmann (Hrsg.), Kunst und Kalter Krieg - Deutsche Positionen 1945-89 (S. 48-63). Köln, Deutschland: Dumont.
Dr. Sabine Eckmann, Direktorin und leitende Kuratorin des Mildred Lane Kemper Art Museum an der Washington University in St. Louis.
Aus dem Amerikanischen von Ingrid Hacker-Klier
Eher persönlich in der Darstellung innerer Zerstörungen präsentieren sich die Fotos für amtliche Kennkarten von Karl Heinz Mai. Die Aufmerksamkeit wird auf den ernsten Gesichtsausdruck und die einfache Kleidung der Modelle gelenkt, die die Realität ihrer Lebenssituation in den Nachkriegsjahren einfängt. Die Bilder von Mai sind frei von Sentimentalität, sie dokumentieren den Alltag.
Schöne, D. (2009). Künstler und Kunstwerke der Ausstellung. In S. Barron, & S. Eckmann (Hrsg.), Kunst und Kalter Krieg - Deutsche Positionen 1945-89 (S. 298-299). Köln, Deutschland: Dumont.
Die Ehrenplätze waren zu Lebzeiten vergeben. Jetzt muss man zwischen zwei verdienten Fotografen Platz machen, um Karl Heinz Mai in diese Runde einfügen zu können.
Ulrich Domröse im Gespräch mit Evelyn Richter und Karl Detlef Mai zur Ausstellungseröffnung "Geschlossene Gesellschaft" in der Berlinischen Galerie, 2012.
Die Fotografien von Karl Heinz Mai gehören nicht nur zu den kulturellen Schätzen der Stadt Leipzig, sondern sind hervorragende Zeugnisse der deutschen Alltagsgeschichte zwischen Zerstörung und Wiederaufbau in der Mitte des 20. Jahrhunderts.
Christoph Kaufmann, Leiter der Fotothek im Stadtgeschichtlichen Museum
Aus dem Vorwort des Bildbandes "Reporter auf drei Rädern", Lehmstedt Verlag, 2019
Die Fotografien von Karl Heinz Mai spiegeln seine Seele und zeigen Nähe. Sie sind kritisch und hoffnungsvoll zugleich und haben ihn unter den deutschen Nachkriegsfotografen zum Reporter des Alltags gemacht.
Karl Detlef Mai, Sohn des Fotografen, anlässlich des 100. Geburtstages, 2020-2024
Fortsetzung folgt